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20 Jahre US

Peter Gabriel - 20 Jahre US

Ein Blick zurück


Peter Gabriel feiert gerade erst 25 Jahre So (zu spät, wie man weiß) da sind wir schon bei 20 Jahren US. - Ja, dessen Erscheinen ist auch schon wieder zwei Jahrzehnte her. Die, die damals junge Twens waren, sind jetzt 42 oder so. Viele haben das Album also schon eine gehörige Weile durch ihr Leben getragen. Da lohnt es doch, einen Blick zurück zu wagen und zu schauen, was eigentlich geblieben ist von dem Werk, das in den meisten Beliebtheitsumfragen auf Platz 2 landet.


Es ist immer so, dass sich aus Alben einige Songs bei den Fans festsetzen und zu Lieblingen werden - oftmals die ausgekoppelten Singles, gelegentlich aber auch kleinere Juwelen. Und auch beim Musiker selbst arbeiten die Stücke weiter, etwa bei der Zusammenstellung der Setliste für die Tour zum Album. Dort werden oft möglichst viele neue Songs gegeben. Bei späteren Konzerten ist das dann schon anders - einige überleben, andere geraten in Vergessenheit.


US war nach seinem megaerfolgreichen Vorgänger sehr hohen Erwartungen ausgesetzt - zumal sich Gabriel sechs Jahre Zeit ließ. Es wurde jedoch ganz anders: So war elegant, klar und luftig - US erdig, vielschichtig und gewichtig. Dem ganzen Album lag ein verbindender Themenkomplex zugrunde, nämlich Wir und Beziehungen. In allen Tracks spiegelte sich das wieder - mit sehr unterschiedlichen Ausformungen. Spannend war auch das ungewöhnliche Kunstprojekt, das Gabriel miteinband, indem er zu jedem Stück von je einem Künstler ein Werk anfertigen ließ. In Abwandlung wurde das bei Up mit Photographien fortgeführt.


US war das erste Album von PG, das primär auf eine CD-Veröffentlichung ausgerichtet war. Ein Gehüddel mit Bonustracks gab es diesmal also nicht. Die Singles wurden in den Charts sehr unterschiedlich aufgenommen: Was in Deutschland recht erfolgreich war, blieb in Großbritanien oder den USA weiter unten hängen und anders herum. Vielleicht auch ein Hinweis auf die Divergenz des Albums. Vom ihm kam 2002 noch eine remasterte Fassung, 2003 eine SACD in den Handel. Außer zu den sechs Videos, die auf Play enthalten sind, gibt es keine 5.1-Veröffentlichung.


Viele Tracks von US sind einem im Ohr. Bei einigen ist es jedoch grade nicht die Albumversion, die das Stück zum Zenit führt. Die meisten kommen mit vielen musikalischen Schichten daher - unüberhörbar ist der Wille, das Thema 'wir' auch im Sinne der Weltmusik zu begreifen und sehr viele musikalische Strömungen einfließen zu lassen. Das überfrachtet jedoch manchen Song, was sich auch darin zeigt, dass einige Tracks längere Musikerlisten aufweisen, als andere Alben im Ganzen. Diese Musiker können sich meist kaum entfalten, sind eingebaut in das Gesamtwerk. Dabei handelt es sich meist um hochinteressante Persönlichkeiten (zu erfahren ist das auf einem Zusatzalbum namens Plus of US – einer Art Quellenangabe Gabriels).  Und doch bietet US eine ganze Reihe von Songs mit viel Potential.


Schauen wir, was geblieben ist.


1. Come Talk To Me

Der Auftaktsong ist direkt ein gutes Beispiel für vieles, was sich bei US abzeichnet. Das Stück wirkt über eine bewegende Hintergrundgeschichte, eine kraftvolle Kompositionsstruktur, griffige Lyrics - und doch sind da Elemente, die den Vorwärtsschub etwas aufhalten. Hier mal ein paar Takte osteuropäischer Frauenchor, dort ein paar schlingernde Orgeltöne und noch manch anderes. Ein wenig viel des Guten. Alles in Allem hat es "Talk" aber noch ganz gut erwischt. Die grundlegende Songabsicht kann sich durchsetzen und die (zwangsläufig) luftigeren Livefassungen lassen die Energie des Songs dann richtig spüren. Nicht zufällig ist er bis heute lebendig geblieben, erfreut sich der Zuneigung der Fans und immer wieder der Aufnahme ins Konzertprogramm.


2. Love To Be Loved

Dieses Stück ist inzwischen untergegangen. Zum Beginn der Secret World Live Tour hat Gabriel noch versucht, es zu spielen, doch recht bald nicht mehr. Schade, der Song wartet eigentlich mit einer interessanten Struktur und einer Steigerung zum Ende auf, die vielversprechend sind. In der Livedarbietung hat es sich dann aber offenbar als zu gedehnt erwiesen. Immerhin packte es Gabriel auf die zweite CD der USA-Version von HIT.


3. Blood Of Eden

Ein Dauerbrenner. Mit Ausnahme der (Still) Growing Up Tour hat Gabriel das Lied live immer wieder dargeboten - und auch bei Fans findet es anhaltendes Gefallen. Wenn es natürlich auch manche wieder zu kitschig finden und nur schwer ertragen. Der Grundgedanke des Textes ist jedenfalls durchaus interessant. Das zugehörige Musikvideo kommt mit kindlichen Bildern in erdigen Tönen und rückt Sinnead O'Connor recht marketingwirksam in die Mitte, obwohl sie eigentlich nur Backgrounds singt. Trotzdem ist der Song inzwischen ein fester Bestandteil im Gabrielrepertoire und im Übrigen das erste Stück des Albums, das es auch zu einer Orchesterbearbeitung auf New Blood gebracht hat.


4. Steam

Was vielen wie ein Nachfolger von Sledgehammer vorkam, hatte ursprünglich viel gedrückter begonnen. Einen Eindruck davon kann man durch die Alternativversion Quiet Steam gewinnen, die als B-Seite fungierte. Die Albumversion war jedenfalls tanzbar, wies abwechselnd schraddelnde Gitarrenriffs und dröhnende Bläser auf, und war als Single halbwegs erfolgreich. Auch auf der Secret World Tour fand der Song Gefallen - danach verschwand er allerdings und wurde nur zu den beiden Kurztouren von 2007 und 2009 noch einmal ausgepackt. Auf der Kompilation HIT ist er auch enthalten - gute Laune macht er ja. Zu den absoluten Zentralwerken hat er es jedoch nie gebracht.


5. Only Us

Auf einem Grundgerüst mit gemächlichem Rhythmus und umherschwirrenden Klangteppichen kommt dieser Track daher. Er bietet vor allem viel Raum für die Improvisationen einer Ney Flöte, der Elektrogeige von Shankar und der Stimme von Ayub Ogadar. Das Ergebnis tritt jedoch mit seinem verschlungenen Weltmusikgeflecht ein wenig auf der Stelle und hat kaum etwas, an dem man sich halten kann. Auch Only Us versuchte Gabriel zu Beginn der Secret World Tour noch zu spielen, gab hier aber ebenfalls auf, entließ den Song ins Nirvana, von wo er bislang nicht wieder zurückgekehrt ist und offenbar auch von niemandem erwartet wird.


6. Washing Of The Water

Eigentlich nur ein kleiner Nebensong auf dem Album, erweist sich dieses Stück als äußerst durchsetzungsstark. Mit Ausnahme der (Still) Growing Up Tour tauchte es auf allen Tourneen immer wieder auf, bekam Bearbeitungen von Jools Holland für Big Band und von John Metcalfe für Orchester und überzeugt durch seine schlichte, aber anrührende Komposition verbunden mit einem melancholisch-sehnsuchtsvollen Text.


7. Digging In The Dirt

Hierbei handelt es sich vermutlich um den zentralsten Song des Albums. Zum einen, weil er als erstes ausgekoppelt wurde und auf allen Touren seit dem vertreten ist, zum anderen aber auch, weil sich das Albumthema hier am wuchtigsten präsentiert, wenn auch in seiner bittersten Form. Die musikalische Struktur des Stücks ist komplex, aber mitreißend, der Text entäußernd und einfangend, die Kraft und Energie elektrisierend. Viele Fans schätzten besonders die barsch rockende Version der (Still) Growing Up Tour, waren dann irritiert von der Orchesterversion, die dieselben Absichten mit Disharmonien verfolgte. In jedem Fall hat dieser Song in Gabriels Wirken bis heute große Bedeutung.


8. Fourteen Black Paintings

Dieses Stück ist weitgehend instrumental, geprägt von getragenen, warmen Klängen einer Doudouk und anderen schwebenden Tönen; von wenigen, wehmütig-auffordernd gesungenen Worten mit gesellschaftsphilosophischem Anspruch, sowie einem Schlussteil, der zuversichtlich vorwärts schreitet. Das Stück war auch nur ein Kleinprojekt des Albums, da es aber zeitweilig gerne als Begleitmusik auf Gabriels hauseigenen Dokus verwendet wurde, war es fast so etwas wie das Leitmotiv von US. Darüber hinaus blieb es aber nicht lebendig. Eine Liveperformance ist nicht bekannt, im kollektiven Gedächtnis der Fans taucht es nicht auf. Schade. Der Song ist ein kleines Juwel, dem durchaus mehr Atem zu gönnen wäre.


9. Kiss That Frog

Auch dies ist wieder ein Song, dem man ein Potential nicht absprechen kann - der jedoch nie so recht loslaufen wollte. Vielleicht macht sich das schon an der Vielzahl von Fassungen bemerkbar, die es von ihm gibt: Die Studioversion, die ein weiteres Mal mit zu vielen Elementen aufwartet und bockend daherpoltert; der zurechtbegradigte ursprüngliche Video-Remix, der für ein (zugegeben auch sehr breitentauglich angelegtes) Kinoabenteuer mit Freizeitparkflair zu funktionieren hatte; die Liveversion, die klappernd rockt und Gabriel an der Mundharmonika präsentiert; und schließlich dessen völlig neuer Play-Remix, der noch am griffigsten scheint. Nach der Secret World Live Tour ist der Frosch jedenfalls sang- und klanglos in seinem Teich verschwunden. Ob jemals das Maß an Kreativität aufgebracht werden wird, um ihn nochmal hervorzulocken? 


10. Secret World

Auf Konzerten gehört dieses Stück inzwischen zum festen Bestandteil. Die ursprüngliche Studioversion gleitet noch eher verhalten und sacht dahin. Live gönnte Gabriel dem Song dann Kraft und verstärkte das vitale, das trotz des so unglaublich zerknirschten Textes mitschwingt. Auch hier steht das zentrale Thema 'Beziehungen' im Mittelpunkt - so sehr, dass Gabriel die Tour zu US sogar nach diesem Stück benennt. Und wirklich: Mit seinen verschiedenen Abschnitten, die mal lauter, mal zurückgenommener sind, jedoch alle im Fluss bleiben, umfängt einen Secret World mit sehnsuchtsvoller Wärme, die immer wieder gefangen zu nehmen weiß.


11. Lovetown

Eigentlich gar kein Track aus dem Album. Aber eindeutig in Bezug zu ihm veröffentlicht und im ersten Abschnitt der Secret World Live Tour auch gespielt. Der Song war Bestandteil des Soundtracks zum Film Philadelphia und erfuhr auch eine Auskopplung als Single. Nach der Tour zu US wurde er erst einmal beiseite gelegt. Erst zur Warm Up Tour 2007 kam er auf Wunsch der Fans wieder auf die Setliste. Lovetown ist so ein Stück, das spaltet: die einen lehnen es rundheraus ab, die andern lieben es. Ungewöhnlich bleibt für PG auf jeden Fall die harrsche, fast aggressive Ansprache im Gesang, versetzt mit einer abgestumpften, beinahe glanzlosen Begleitung. Zum verzweifelten Text passt das aber allemal. Die Bläser wiederum gemahnen an Erfolge à la Sledgehammer, Steam und The Barry Williams Show. Manchen vielleicht nicht genug.


Und also?

Sieben von elf Songs sind vital geblieben - manche sehr deutlich, manche etwas weniger. In jedem Fall aber eine beeindruckende Bilanz. Das Nachfolgealbum Up hat da weit weniger zu bieten - und selbst So ist nur geringfügig besser (6 von 9). Ohne Zweifel spielt US in der Musikvita von Gabriel bis heute eine große Rolle. Die Beliebtheit des Albums hat also durchaus seine Berechtigung.



Autor: Thomas Schrage



Auch eine kleine Reise durch die Zeit:
Ursprüngliche Albumrezension aus dem it-Magazin #5
Konzertberichte zur Secret World Live Tour
Albumrezension Secret World Live aus dem it-Magazin #13
DVD Rezension Secret World Live von 2003
DVD/Blu-ray Rezension zur Neuauflage von Secret World Live von 2012


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