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Phil Collins Plays Well With Others

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Peter Cross-Interview

5. Oktober 1994


it: Wann und wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Anthony Phillips?

Peter: Soweit ich mich erinnere, war das 1976. Ant wurde mir durch einen Freund vorgestellt. Es war zu der Zeit, als er gerade mit The Geese & The Ghost beschäftigt war, und ihr wißt ja, daß ich das Cover für dieses Album gemalt habe. Tja, und so fing auch unsere Freundschaft an. Anthony ist ein ganz erstaunlicher Mann. Er ist ein sehr lieber und guter Freund, und in der Tat ist er sogar mein bester Freund. Uns verbindet also nicht nur eine rein künstlerische Beziehung, sondern auch eine freundschaftliche.

it: Warst du auch ein Schüler von Charterhouse?

Peter: Nein.

it: Hast du jemals die anderen Bandmitglieder von Genesis getroffen?

Peter: Ja, ich spielte einmal mit Phil Collins Fußball, und vor vielen Jahren begegnete ich Mike Rutherford. Die Familie Banks kennen wir etwas besser, weil sie hier ganz in der Nähe wohnen. Margaret Banks stellte mich damals Chris Beetles vor, womit sie mir einen großen Gefallen tat, denn die Beziehung zu Chris ist wirklich gut. Wie ihr vielleicht wißt, hat diese Zusammenarbeit bereits sehr große Früchte getragen. Wir treffen Margaret und Tony Banks gelegentlich, wenn wir in Godalming einkaufen gehen, und ihre Kinder gehen auch zur gleichen Schule wie unsere.

it: Wurdest du jemals von anderen Künstlern angesprochen, die Gestaltung ihrer Plattencover zu malen?

Peter: Nein!

it: Bekommst du in der Regel zunächst die Musik zur Verfügung gestellt und fängst dann an, das Bild zu malen, oder zeichnest du erst ein Gemälde, und Ant möchte dieses dann für diese oder jene Platte verwenden?

Peter: Nun, meistens gab er mir ein Tonband mit seiner Musik. Beim letzten Album lief es allerdings etwas anders. Ich kannte die Musik nämlich vorher nicht, und wir einigten uns darauf, daß ich einfach mit der Arbeit anfing. Ant war froh, an seinen Melodien für New England, von denen er mir erzählt hatte, weiterarbeiten zu können. Er hatte zu diesem Zeitpunkt ganz einfach noch keine fertig aufgenommene Musik zur Verfügung, die er mir hätte vorspielen können, da er daran immer noch arbeitete. Aufgrund unserer engen Beziehung war Ant, so glaube ich, sehr froh darüber, daß ich die Arbeiten am Bild fortsetzen konnte, ohne mir vorher noch einmal die Musik anhören zu müssen. Das Entstehen eines Werkes für Ant kann also wirklich auf beide Arten funktionieren.

it: Wenn du für Ant arbeitest, gibt es da etwas Spezielles, was du von ihm benötigst, wie beispielsweise Texte oder Auszüge der Musik?

Peter: Normalerweise brauche ich einige Texte, aber viel mehr noch Song-Titel von ihm. Wie ihr alle wißt, sind meine Arbeiten gewöhnlich sehr detailliert, und viele der Song-Titel sind in den Bildern dargestellt. Ich habe eine Gesamtvorstellung, die wir dann besprechen. Diese Idee kann eine Landschaft als Grundlage haben wie zum Beispiel den Leith Hill Tower, oder Ant stellt bei einem gemeinsamen Spaziergang fest, daß ein Ort oder eine Umgebung gut zu seiner Musik paßt. So etwas merke ich mir dann und baue das Cover auf dieser Idee auf.

it: Mit welchen Farben malst du gewöhnlich deine Bilder? Sind das Öl- oder Wasserfarben?

Peter: Ich arbeite mit Aquarellfarben, in die auch Tinte beigemischt ist, und einem Federhalter. Nur bei den dreidimensionalen Werken fange ich jetzt an, auch andere Farben zu verwenden. Der Grund dafür ist, daß man bei den dreidimensionalen Objekten ganz einfach eine Ölfarbe benutzen muß. Aber schätzungsweise 99% meiner Arbeiten sind mit Wasserfarben gemalt worden.

it: Wie lang brauchst du für so ein Cover?

Peter: Für die Cover benötige ich gewöhnlich eine lange Zeit. Als ich damit anfing, waren es zwei bis drei Wochen. Mit den Jahren bin ich etwas schneller geworden, und ich glaube, daß ich am letzten Albumcover, welches ich für Ant gemacht habe, ungefähr 10 Tage gearbeitet habe. 

it: Hat Ant in der Vergangenheit auch Ideen für Cover eingebracht, und hat er dich gefragt, ob du diese Ideen dann im Gemälde mitverwenden kannst? Oder waren das immer ausschließlich deine Ideen?

Peter: Ja, er verleiht bestimmten Gefühlen immer einen gewissen Nachdruck. Bevor ich mit meinen Arbeiten anfange, frage ich ihn grundsätzlich, wie er über alles denkt, und er erzählt mir dann auch, wenn er irgendwelche guten Ideen hat. Beim letzten Album freute er sich allerdings sehr für mich, daß ich meine Zeichnungen ganz unabhängig fortsetzen konnte. Bei der Umsetzung der Ideen arbeiten wir sehr eng zusammen, und solange wir einer Meinung sind, billigt er ganz offensichtlich jeden meiner Schritte.

it: Bei den ersten Bildern, die du für Ant entworfen hast, befanden sich in jedem folgenden Cover Elemente des vorangegangenen Werkes. Warum hast du das gemacht?

Peter: Warum nicht?

it: War das nur ein Witz?

Peter: Nun, es war ein Witz, und es sollte für die Leute sein, die sich die Alben kaufen. Es war für die Fans gedacht, die sich die letzte LP gekauft hatten und nun deren Cover auch auf der neuen Plattenhülle wiederentdecken konnten. Zudem habe ich es gemacht, damit mir Fans, wie ihr es seid, nach so vielen Jahren eine solche Frage stellen können [Gelächter].

it: Die ersten deiner Werke sind sehr detailliert. Das Gemälde für New England enthält weniger Einzelheiten. Unserer Meinung nach hast du in all den Jahren deinen Zeichenstil verändert. Wo genau liegen die Unterschiede zwischen 1977 und heute und warum hast du deinen Stil umgestellt?

Peter: Es ist ein Zeitproblem. Ich kann nicht mehr so lange an einem Projekt arbeiten. Früher benötigte ich drei Wochen für ein Kunstwerk. Ich kann mir das heute nicht mehr leisten. Ich habe mich seitdem auch künstlerisch weiterentwickelt. Ich habe viel dazugelernt und bin der Meinung, daß man bessere künstlerische Effekte erzielen kann, wenn man bestimmte Flächen schafft, die keine Details enthalten und nicht so "vollgestopft" sind. Meine Bilder werden wahrscheinlich immer irgendwelche Einzelheiten enthalten, aber man wird sich besser auf diese ganz bestimmten Details konzentrieren können.

it: Weniger ist also mehr?

Peter: Ja, genau, weniger ist mehr. Obwohl viele Leute sagen, daß weniger auch langweiliger ist. Ich weiß, daß sie diese Details sehr mögen. Wenn man aber den großen Arbeitsaufwand betrachtet, der jetzt auf mich zukommt, muß ich einfach schneller werden. Ich fühle mich viel glücklicher, die Dinge schneller abzuschließen und sie aus dem Weg zu räumen. Mein allererstes Projekt war das Kinderbuch Trouble For Trumpets, an dem ich sieben Jahre arbeitete. Das war einfach zu lang.

it: Welches ist dein Lieblingscover von Ant?

Peter: Nun, ich bin sentimental, und daher mag ich The Geese & The Ghost wirklich sehr, weil es mich an ein goldenes Zeitalter und das Kennenlernen von Ant erinnert. Auch musikalisch gefällt mir dieses Album von Ant am besten.

it: Magst du die Musik, die er fürs Fernsehen geschrieben hat?

Peter: Ja, aber auch Tarka ist eines meiner Lieblingswerke von ihm. Ich war insofern zumindest indirekt an dem Projekt beteiligt, als ich eines von Henry Williamsons Büchern illustriert habe. Das war aber nicht Tarka The Otter, sondern A Clear Water Stream. Das muß ungefähr zur gleichen Zeit gewesen sein, in der Anthony am Tarka-Album arbeitete. Wir reisten beide nach Devon und erforschten dieses "Land der beiden Flüsse", welches in der Geschichte von Tarka The Otter beschrieben wird.

it: Welche Musik außer Ants hörst du noch?

Peter: Ich habe einen umfassenden Musikgeschmack. Während meiner Arbeit höre ich sehr viel klassische Musik. Sehr laute Musik mag ich überhaupt nicht, und deshalb kann ich auch nicht zu einem Disco-Rhythmus arbeiten. Das paßt einfach nicht zu meinen detaillierten Bildern. Ich höre alles von Bach bis hin zu vielen Komponisten, die auch Ant mag, wie beispielsweise Vaughan Williams oder Ravel. Ich interessiere mich aber auch sehr für modernere Künstler wie Philip Glass.

it: Kannst du uns irgendwelche ganz speziellen Geschichten verraten, die sich hinter den Bildern der Cover verbergen?

Peter: Die Vorlage für Back To The Pavilion bildete der "Lord's Pavilion", das ist das Cricket-Gelände in London. Wie ihr alle gemerkt habt, beinhaltet Wise After The Event das Thema Golf, und Back To The Pavilion hat als Thema eben das Cricket-Spiel. Diese beiden Sportarten spielen in Ants und meiner Arbeit ein sehr große Rolle, da wir in Send Barns, das war sein langjähriges Zuhause, in dem er auch sein Studio hatte, ein ganz spezielles Ereignis abhielten. Wir spielten nämlich dort in seinem Garten unser alljähriges Golfturnier [Gelächter]. Wie ihr wißt, leitet Ant ja das berühmte Send Occasionals Cricket Team, und ich meine, mich erinnern zu können, daß ich einige der Mitspieler dieses Cricket-Teams im Back To The Pavilion-Cover gezeichnet habe.

it: Für Antiques hast du ein Bild gemalt, welches uns an deine dreidimensionalen Werke erinnert. Gibt es zwischen diesen beiden Objekten irgendwelche Parallelen, oder war das Cover für Antiques seinerzeit einfach nur eine Idee für sich?

Peter: Ich denke, daß es seinerzeit nur eine Idee für sich war. Nach und nach fange ich an, die abstrakte Kunst zu würdigen und diese auch in meine Arbeiten einfließen zu lassen. Vielleicht war Antiques ein frühes Beispiel dieser Richtung, und wenn man es mit den Werken, die ich heute mache, vergleicht, könnte man vermuten, daß dieses Cover eine Art Vorläufer der Boxen sei.

it: Die Boxen sind also die Projekte, die du neben den Glückwunschkarten im Moment am liebsten machen würdest?

Peter: Sobald ich mit den Karten fertig bin, werde ich mit Sicherheit zu der Arbeit an drei dimensionalen Objekten zurückkehren, wobei ich mich dann mehr auf Landschaften konzentrieren möchte. So kehre ich irgendwie zu The Geese & The Ghost zurück, und ich denke, daß sich letztendlich der Kreis schließen wird. Aufgrund des immensen Aufwandes, den ich im Laufe der Jahre betrieben habe, ist es wirklich schön, zu seiner ersten Liebe, nämlich den Landschaften, zurückzukehren. Ich kann diesem Stil noch so viel geben, und ich hoffe, daß ich am Ende meiner Karriere als Landschaftsmaler gesehen werden kann und nicht nur als jemand, der kommerzielle Dinge abgeliefert hat. Wie ihr alle gemerkt habt, sind die Karten alle in der Form der jeweiligen Motive ausgeschnitten. Das entstand durch meine Arbeiten an dreidimensionalen Elementen. Mit den Karten fertige ich also immer noch Objekte. Allerdings sind diese nur zweidimensional, was ich aber sehr aufregend finde.

it: The Boys' Own Battle Of Britain ist nicht unbedingt ein Buch für Kinder. Wo liegen die Unterschiede zwischen den Kinderbüchern und den Werken, die du für Erwachsene gemacht hast?

Peter: Ich glaube, daß in The Boys' Own Battle Of Britain viel mehr von meinem Charakter steckt. Es zielt auch auf keine bestimmte Leserschaft. Es ist ja ganz offensichtlich kein Kinderbuch, es hat aber die Aufmachung eines solchen. So bringe ich meinen Humor zum Ausdruck. Nach derart vielen Jahren der Arbeit an Kinderbüchern empfand ich es als ein Verlangen, mich einmal völlig frei auszudrücken. Natürlich ist der Markt für solche Produkte sehr klein, und dieses ganz spezielle Buch verkaufte sich nicht sehr gut. Ich bin aber froh, daß ich es gemacht habe. Ich benötigte dafür eine lange Zeit und wollte mich unbedingt in Text und Bild ausdrücken. Das komplette Werk ist in der Tat von mir gestaltet, illustriert und textiert; das einzige, was ich nicht tat, war, es zu drucken. Wenn ich The Boys' Own... heute betrachte, komme ich zu dem Schluß, daß ich kein Schriftsteller bin und mich in Bildern viel besser ausdrücken kann.

it: Wie sehen deine Pläne für Projekte in der Zukunft aus?

Peter: Ich denke, daß es die dreidimensionalen Landschaften sein werden. Die ersten Boxen, die ich fertigte, waren sehr detailliert, ähnlich wie die ersten Cover, die ich für Anthony malte. Bei den drei-dimensionalen Werken werde ich eine, die Menge der Details reduzierende, Richtung einschlagen. Vielleicht wird es nur noch ein Fach anstatt all dieser verschiedenen Fächer in einer Box geben. Ich habe da noch einen langen Weg vor mir, obwohl ich mich schon heute sehr darauf freue. 


Wir möchten uns nochmals recht herzlich bei Peter Cross bedanken, der uns trotz seiner knapp bemessenen Zeit kurzfristig einen Einblick in seine Arbeit und sein Privatleben ermöglichte!


Interview: Bernd Zindler + Helmut Janisch
Transkription und Ãœbersetzung:  Bernd Zindler

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