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Abstrakte Klassiker


"Genesis For Two Grand Pianos Vol. 2" und David Myers: "Plays Genesis"


Es ist bereits eine alte musikgeschichtliche Tradition, Musikstücke, die für mehrere Instrumentalisten oder Sänger gedacht sind, für Klavier zu arrangieren. Meist hat dies den Zweck, das Musikstück zu Gehör zu bringen, wenn eine Aufnahme ebenso wenig zur Verfügung steht (was vor der Erfindung der Schallplatte ja grundsätzlich der Fall war) wie ein Ensemble, das das Stück mal eben aufführen könnte. Dieser sogenannte Klavierauszug kann auch dazu dienen, mit einzelnen Musikern, die dann zum Klavierspiel musizieren oder singen, Teile des Musikstücks einzuüben. Es kann aber auch dem vertieften musikalischen Studium des Stücks dienen: Die Unterschiedlichkeit der Klangfarben und Artikulationsmöglichkeiten wird reduziert auf das Klangfarben- und Artikulationsspektrum des Klaviers, gesungener Text entfällt ganz. Die Aufmerksamkeit wird somit auf Harmonik und Rhythmik des Stücks gelegt, die bisweilen - je nach Stilrichtung - als Essenz der Musik betrachtet werden. Das Stück wird gewissermaßen abstrahiert.

Wendet man diese Technik auf Musik an, die gemeinhin als Rock- oder Popmusik bezeichnet wird (auch Genesis und die Soloprojekte werden ja in diesen großen Topf geworfen), so bleibt bei vielen Songs und Stücken nach dieser Abstraktionsübung nichts mehr oder nicht viel Hörenswertes mehr übrig. Dass das bei Genesis anders ist, haben Yngve Guddal und Roger T. Matte bereits um die Jahrtausendwende erkannt und eindrucksvoll demonstriert - unter Einsatz von zwei Klavieren (Konzertflügeln), um nicht zu viele Elemente der zuweilen komplexen Musik weglassen zu müssen und um mehr von der (beim Original nicht selten überwältigenden) Klangfülle zu erhalten. Mittlerweile haben die beiden Norweger eine weitere CD mit nochmals sieben Einspielungen vorgelegt, die das Erfolgsrezept der ersten Veröffentlichung fortsetzt (kleiner Unterschied: diesmal wurde explizit angegeben, welcher der beiden Pianisten das Arrangement jeweils erarbeitet hat).

David Myers plays GenesisVom möglichst originalgetreuen abstrahierenden Klavierarrangement aus kann man nun noch weiter gehen und unter Einsatz von Kreativität das Stück mehr oder weniger behutsam verändern, um es beispielsweise mehr der Ästhetik des Klaviers anzupassen, um das Stück mit fremden Stilmitteln einzufärben oder um auszuprobieren, wie es wohl in Moll statt Dur klingt oder in halbem Tempo oder ... der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

David Myers, bekannt als der Mann an den Tasten bei der sagenhaften Genesis-Coverband The Musical Box, hat bei seinen Bearbeitungen von Genesis-Stücken für ein Klavier zum Teil letzteren Weg beschritten, wenn auch nur behutsam vom Original abweichend. „Ihre [Genesis´] Musik hat so viel Tiefgang, dass die von mir geschaffenen Arrangements ebensogut hundert andere Formen hätten annehmen können - diese Zusammenstellung ist einfach eine mögliche“, schreibt er in den Anmerkungen zu seiner ersten CD, der im vergangenen Jahr kurzerhand eine zweite folgte. Die insgesamt 21 Titel wurden auf einem echten Klavier eingespielt, obwohl Myers wegen der Schwierigkeiten, alle Passagen fehlerfrei einzuspielen, mal verzweifelt erwogen hatte, ein digitales Klavier zu verwenden und die Fehler mittels einer Software auszumerzen.

Betrachtet man das Repertoire, das die Norweger und der Kanadier bearbeitet haben, so fällt auf, dass insgesamt 27 Genesis-Stücke Berücksichtigung fanden und acht davon von beiden Parteien aufgenommen wurden, was dem geneigten Hörer Gelegenheit zum vergleichenden Studium geben mag:

• The Fountain Of Salmacis (bei Myers mit deutlich langsamerer und leiserer Schlusscoda)
• Seven Stones
• Can-Utility And The Coastliners
• The Cinema Show
• Mad Man Moon
• One For The Vine
• Blood On The Rooftops (hier muss leider jeder Versuch, den Zauber des Originals auf dem Klavier zu erzeugen, fehlschlagen)
• Evidence Of Autumn

Ausgewählt wurden Werke aus den Studioalben Nursery Cryme bis Abacab plus Evidence Of Autumn, mit je fünf Stücken liegen And Then There Were Three... und - man höre und staune - Nursery Cryme an der Spitze. Von The Lamb Lies Down On Broadway wurde nur das Titelstück auf zwei Flügeln eingespielt, und als jüngstes Stück fand Me And Sarah Jane Eingang. Letzteres, das im Original mit der Drumbox beginnt, erhielt von Guddal und Matte einen kurzen Prolog in Form eines Klangteppichs aus sich verändernden Akkorden, obwohl die beiden Künstler sonst selten bewusst vom Original abweichen.

Genesis for two Grand PianosÄltestes Stück wäre beinahe Dusk gewesen, hat es aber (wie auch All In A Mouse´s Night) nicht auf David Myers´ zweites Album geschafft. Live-Klassiker stehen neben Raritäten wie Harold The Barrel, Time Table oder A Trick Of The Tail, die vor allem der TMB-Tastenmann ausgewählt hat. Wer die Musik von Genesis (besonders aus den 1970er Jahren) liebt und sie aus einer neuen Perspektive erleben will, dem seien die vier Alben von Guddal/Matte und Myers ans Herz gelegt. Entzückt lässt man sich vom Klangerlebnis der zwei norwegischen Flügel in die Lüfte tragen und freut sich, so viele dem inneren Ohr vertraute Details in den Arrangements wiederzufinden.

Myers hingegen muss mit einem Klavier auskommen, und sein Album würde nach einer Weile kraftlos und ermüdend wirken, hätte er sich auf die Rekreation der Genesis-Musik auf dem Klavier beschränkt; dadurch aber, dass er die Musik vielfach in ein anderes Licht gedreht hat, erlebt man die Musik wahrhaft neu. Als Beispiel für ein „neugeborenes“ Stück bei Myers sei hier Undertow genannt oder auch Firth Of Fifth, das ohne Gitarrensolo auskommt, dafür einen ausgedehnten Schlussteil hat. Von Musikstücken, die - so wie es bei Myers gelungen ist - nach kreativer Bearbeitung wieder von neuem überzeugen können, ohne im Kern ihr ursprüngliches Wesen verloren zu haben, kann man wohl mit Fug und Recht sagen, dass sie das Zeug zum echten Klassiker haben.

Autor: Andreas Lauer

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