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From Genesis to Revelation (1969)


Das erste Album von Genesis hieß nicht Trespass sondern From Genesis to Revelation, wird aber bis heute von vielen Fans allenfalls als "nulltes" Album gelten gelassen. Da es noch so rein gar nichts von der Stilistik erkennen lässt, für die Genesis danach bekannt wurde (allenfalls in Ansätzen), stößt es oft auf Unliebe und Ablehnung. Zurecht?


Personell sah die Band noch nicht so aus, wie man sie später kannte. Im Grunde gab es sie noch gar nicht. Zur Aufnahme von Demotapes hatte sich die Besetzung überhaupt erst zusammengefunden. Alle kannten sich vom Charterhouse-Internat her. Das Komponistenteam Rutherford und Anthony Phillips bat Banks als Pianist mitzuwirken, der nur einwilligte, wenn er mit wiederum seinem Kompositionspartner Gabriel auch etwas einspielen durfte. Wie sich schließlich alle überzeugen ließen, klang Gabriels Stimme besser als die von Phillips, so dass er schließlich alle Songs sang.


Phillips stand ansonsten an der Gitarre, eine Position, die er noch bis zum Trespass Album behalten sollte. Am Schlagzeug saß zunächst ein gewisser Chris Stewart, für die Aufnahme des Albums später dann John Silver. Die Position des Schlagzeugers sollte bis zum Einstieg von Phil Collins auch noch weiterhin rotationsreich bleiben. Erst mit ihm kam dann jemand in die Band, der als vollwertiges Mitglied akzeptiert wurde und sich einzugliedern wußte.


Demos

Diesen Jungs gelang es im August 1967 (die meisten Bandmitglieder waren um die 17) bei Jonjo Music von Jonathan King einen Plattenvertrag zu bekommen, was zu damaliger Zeit aber zunächst mal nur bedeutete, eine Single zu veröffentlichen. King war ebenfalls Schüler des Charterhouse gewesen und hatte mit Everyone's Gone To The Moon bereits einen ziemlich erfolgreichen Hit gehabt. Wenn es sich dabei auch um ein seichtes Schlagerliedchen handelte - für die Band schien er eine einflussreiche und erfolgversprechende Persönlichkeit zu sein und dass sie ihn als Produzenten gewinnen konnten fanden sie sehr verheißungsvoll.


Zunächst nahmen sie mit ihm zwei Singels auf, die im Februar und Mai 1968 erschienen. Beide waren grade vielversprechend genug, dass sich King entschloss, in den Sommerferien mit der Band ein ganzes Album einzuspielen - was damals keinesfalls üblich war. Rockmusik war noch ein verhältnismäßig junges Geschäft, wurde auch nur von jungen Leuten betrieben und von anderen aus der Musiklandschaft eher abschätzig betrachtet. Rock war Neuland, es gab noch unendlich viel zu entdecken, auszuprobieren und zu erfinden - sowohl musikalisch als auch geschäftlich. Wichtige Verbreitungsquellen waren Radiosender - denn damals gab es in einem ganzen Jahr "nicht soviel über Popmusik zu lesen, wie heute an einem Tag" (Banks).


Die Band bemühte sich, um jeden Preis in dieses Geschäft hineinzukommen. Um Jonathan King zu gefallen, der es eher einfach wollte, versuchten sie z.B. einen Song im Stil der Bee Gees zu schreiben (Silent Sun) der King dann auch tatsächlich gefiel und die erste der beiden Singles wurde. Eigentlich entwickelte die Band aber bereits anderes. Ihre Form bestimmte sich zunehmend durch längere, wendungsreiche Passagen - einem Stil also, den sie später immer weiter ausbauen sollten. Neben den üblichen Gitarren wurde er auch stärker von Tony Banks Orgelspiel gekennzeichnet (laut Anthony Phillips war er von ihnen damals der reifste Instrumentalist). Von all dem ist auf From Genesis to Revelation jedoch nichts zu hören.


Aufnahme

Inzwischen hatte Jonathan King die Band Genesis getauft. King fand den Namen passend für eine neue "Schöpfung" - und auch als Markierung des ernsthaften Beginns seiner Karriere als Produzent. Nach den beiden Singles, die eher weich und akustisch geprägt waren, versuchte er sie weiter in einen solche Richtung zu treiben. Erstens, weil er der Meinung war, damit eine Marktlücke füllen zu können, zweitens, weil man dafür nicht so aufwendiges Instrumentarium brauchte, das sich die Band gar nicht leisten konnte. Allerdings war auch größtmögliche Breitentauglichkeit im Bereich leichter Unterhaltung ein Grund. Er versuchte die Band nicht nur von dem ganzen "Orgelblödsinn" abzubringen, er hatte außerdem noch die Idee, mit dem gesamten Album eine Geschichte zu erzählen: vom Anbeginn bis zur Offenbarung. (Das erste Konzeptalbum der Band war also nicht The Lamb).


Ob sich diese Idee vom Bandnamen Genesis her ableitete, oder umgekehrt? - Jedenfalls fand man heraus, dass es in den USA bereits eine ominöse Band mit demselben Namen gab. Kurzerhand wurde auf dem Plattencover auf einen Bandnamen nun völlig verzichtet und nur der Albumtitel in altmodisch anmutenden Frakturbuchstaben geschrieben. Angeblich soll das auch dazu geführt haben, dass das Album in Plattenläden in der Ecke mit religiöser Musik landete, was zum eher mageren Verkaufsergebnis beigetragen haben soll - das kann aber auch eine fromme Sage sein...


Ähnlich wie schon der Single Silent Sun, wurde auch den Aufnahmen des Albums ein Streicherarrangement hinzugefügt. Erst zur Veröffentlichung wurde die Band allerdings mit dem Ergebnis konfrontiert. Hatte Genesis diese Zusätze bei der Single noch akzeptiert, wurden sie diesmal insbesondere von Anthony Phillips als ganz und gar scheußlich und missbildend empfunden, als süßlich, klebrig und so gar nicht mit dem eher schlichten und direkten Ansatz der Band vereinbar. Auf der vierten CD von Archive I – 1967–1975 befinden sich einige Songs des Albums als Demos ohne Streicherpassagen (quasi "FGTR naked"). An ihnen kann man einen guten Eindruck von der ursprünglichen Absicht bekommen.


 

Das Album

Sich über das Album zu unterhalten wird erschwert durch die Tatsache, dass es mehrfach - auch als CD - wiederveröffentlicht wurde und dabei oft unterschiedliche Tracklisten aufwies.

Die Stücke des ursprünglichen Albums wurden gerne um die Singles oder anderes erweitert. Im Folgenden wird sich nun der Einfachheit halber nur auf die ursprüngliche Trackliste bezogen.


Die einzelnen Songs sind recht simpel. Musikalisch dominieren - wie beabsichtigt - Klavier, Gitarre und Stimme, die durch besagte Streicher angereichert werden. Im ganzen kann man den Sound des Albums zurückgenommen bezeichnen. Kein knalliges Schlagzeug, keine dominanten E-Gitarren, keine Aggressivität wie etwa später bei The Knife. Vielmehr herrscht hier Lieblichkeit und Friedfertigkeit vor. - Ein Hippie-Album?


Die Texte sind recht schlicht. Teilweise voller pseudo-sozialkritischer Ansprüchlichkeiten in einer wenig subtilen Bildsprache, die poetisch sein will. Die erste Albumseite verfolgt dabei tatsächlich noch annähernd nachvollziehbar die Schöpfungsberichte aus der Bibel. In the Beginning kommt textlich allerdings über eine ausführlichere Version von "die Erde war wüst und leer" kaum hinaus. Fireside Song skizziert so etwas wie "am ersten Morgen war die Welt friedlich und schön" und in The Serpent wird der Mensch als nach der Erschaffung sündenfrei beschrieben.


Die zweite Hälfte des Albums wird dann allgemeiner in den Texten. Da ist von aggressiven, reichen Eroberern die Rede, der Vorhölle, aber auch von Fenstern aus der Wirrnis. Liebeserklärungen gibt es in One Day und natürlich in Silent Sun. Das Ganze beschließt mit einer Betrachtung, dass der Teufel tot ist und man einen Ort gefunden hat, den man sein eigen nennen kann.


Musikalisch orientieren sich die Strukturen am üblichen Strophe-Refrain-Schema. Immer wieder werden die oft recht kurzen Songs durch losgelöste Zwischenmusiken ergänzt, in denen das ein oder andere Thema noch einmal aufgegriffen wird. Sie sollen eigentlich Verbindung herstellen, wirken aber eher bemüht. An der Gesamtinstrumentierung wiederum ist bemerkenswert, dass E-Gitarren immer nur zum Einsatz kommen, wenn etwas böses gekennzeichnet werden soll. Neben den erwähnten Streichen (die nicht bei allen Liedern auftauchen) kommen seltener auch Bläser bzw. eine Solotrompete zum Einsatz. Sie alle geben dem Album einen lieblichen Gesamteindruck.


Die Band war zu der Zeit der Aufnahme in keinster Weise eingespielt, ja sie beherrschten kaum ihre Instrumente. Einige Fehler sind auch auf dem Album zu hören (z.B. ein Verspieler im Intro von Window). Gabriel singt auf In the Wilderness angestrengt hoch und kratzt schon am Rand des für ihn machbaren. Seine Flöte auf Am I very wrong klingt so grade eben noch nicht schief. Aber der ganze Song droht von der Intonierung her beinahe ständig zu scheitern. Die gesamte Produktion ist ohnehin alles andere als souverän. Das Fade out von A Place to Call My Own kommt völlig unvermittelt (ist aber vermutlich dem fehlenden Platz auf einer LP geschuldet).


Einige Songs schaffen es aber immerhin doch, Aufmerksamkeit zu wecken. Dazu gehört gleich zu Anfang Where the Sour Turns to Sweet, der auch textlich noch erträglich ist. Eine schöne geheimnisvoll-ruhige Nummer von Banks/Gabriel, die sich im Refrain zu einiger Energie aufschwingen kann. Auch In the Beginning kann mit seiner harschen Note zum hinhören verleiten. The Serpent (das in der Demoversion noch She is beautiful hieß) versucht sich einen Hauch von Rolling Stones zu geben und In the Wilderness weist wieder eine im Grunde interessante Komposition auf, die allerdings durch die Geigen wirklich zugekleistert wird. One Day erinnert ein wenig an die guten Beatles und Silent Sun versucht eine hymnische Attitüde die auch wirklich berührt. An und für sich kann man dem Album also durchaus was abgewinnen. Wenn man aber spätere Genesis-Qualitäten als Maßstab anlegt, wird man enttäuscht. Zu wenig aufweckend plätschern die Songs dahin. Zu wenig wirklich künstlerische Ausflüge sind zu beobachten.


Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es neben der Stereo- auch eine Mono-Fassung gibt, die nur in der 1969er Erstauflage erschien, seitdem nie wieder aufgelegt wurde (schon gar nicht als offizielle CD) und somit heute eine gesuchte Rarität ist. Diese Mono-Fassung stellt eine eigens erstellte Mischung dar (also nicht einfach einen 2 auf 1 Mix der Stereo-Fassung). Am Auffälligsten ist, dass der Echo/Hall-Effekt auf der Gesangsstimme fast vollständig fehlt. Auch die Streicher und Bläser schieben sich nicht immer so in den Vordergrund. Zudem sind einige Laufzeiten minimal anders. Der künstlerische Gesamteindruck bleibt im allgemeinen jedoch der selbe.


Hinfort

Erst nach der Veröffentlichung des Albums begann die Band auch Konzerte zu geben und sich in ihrem Gefüge zu festigen. Von Jonathan King als Produzenten trennte sich Genesis wieder, nachdem ihr letztlich auf ein Jahr begrenzter Vertrag erfüllt war. Ein Hoch an dieser Stelle auf die Eltern der Bandmitglieder, die den ursprünglich auf fünf Jahre laufenden Kontrakt verkürzen ließen. King hat es sicher gut gemeint, war aber für die eigentlichen Absichten der Band der falsche Mann. Immerhin: Er hat Genesis auf den Weg geschickt und einen - wie die Mitglieder rückwirkend erleichtert feststellen - nicht zu leichten Start beschert. Erst durch ihn wurden sie angefacht, um ihre Musik zu kämpfen und sich die richtigen Partner zu suchen. Kurz darauf trafen sie auf Tony Stratton-Smith, der ihnen mit Trespass ihren eigentlichen Karrierebeginn ermöglichte.


Autor: Thomas Schrage

Dank an Tom Morgenstern für die Bereitstellung der Infos zur Mono-Fassung



Tony Banks: Piano, Orgel, Keyboard, Gitarre, Gesang
Peter Gabriel: Gesang, Flöte, Tambourin
Anthony Phillips: Gitarre, Gesang
Mike Rutherford: E-Bass, Gitarre, Gesang
John Silver: Schlagzeug (Chris Stewart bei Silent Sun)
Strings & Horns Arranged & Conducted by Arthur Greenslade & Lou Warburton

01 "Where the Sour Turns to Sweet" (Banks/Gabriel) – 3:16
02 "In the Beginning" (Phillips/Gabriel) – 3:47
03 "Fireside Song" (Banks/Phillips/Rutherford) – 4:20
04 "The Serpent" (Banks/Gabriel) – 4:40
05 "Am I Very Wrong?" (Banks/Gabriel) – 3:33
06 "In the Wilderness" (Banks/Gabriel/Phillips/Rutherford) – 3:33
07 "The Conqueror" (Banks/Gabriel) – 3:42
08 "In Hiding" (Phillips/Gabriel) – 2:40
09 "One Day" (Banks/Gabriel) – 3:22
10 "Window" (Phillips/Rutherford) – 3:35
11 "In Limbo" (Banks/Gabriel/Phillips/Rutherford/Silver) – 3:32
12 "The Silent Sun" (Banks/Gabriel) – 2:15
13 "A Place to Call My Own" (Banks/Gabriel) – 2:00

Singles
"The Silent Sun" / "That's me" - 1968
"A Winter's Tale"/ "One Eyed Hound" - 1968
"Where the Sour Turns to Sweet" / "In Hiding" - 1969

Genesis


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